Potus flavus

Wickelbär

Stand
AUTOR/IN
Barbara Kiesewetter

Mit ihrer Schnauze und dem langen Schwanz sehen Wickelbären auf den ersten Blick überhaupt nicht wie Bären aus. Da sie gerne Honig mögen, werden sie auch Honigbären genannt.

Steckbrief

Aussehen

Wickelbären sehen so aus, als hätte man sie aus verschiedenen Tieren zusammengebastelt: Mit dem Kopf und dem langen Wickelschwanz erinnern sie eher an Halbaffen oder an marderähnliche Tiere als an die Familie der Kleinbären, zu der sie gehören.

Ihr Körper ist 43 bis 56 Zentimeter lang, und noch mal so lang ist der runde, behaarte Schwanz, den sie um Äste wickeln, um sich festzuhalten. Wickelbären wiegen zwischen zwei und fünf Kilogramm.

Kopf und Ohren sind rund, die etwas vorstehende Schnauze ist stumpf und die Augen sind ziemlich groß und stehen leicht vor.

Im Vergleich zu dem ziemlich langen Körper sind Vorder- und Hinterbeine relativ kurz, die Krallen an den Vorder- und Hinterfüßen sind stark gekrümmt und ziemlich scharf. Wickelbären haben ein dichtes, weiches, kurzes Fell. Es ist am Rücken olivbraun, gelblich- bis rötlichbraun oder lehmfarben gefärbt und schimmert manchmal bronzefarben.

Auf der Mitte des Rückens verläuft bei manchen Tieren ein dunkler Streifen. Am Bauch ist das Fell heller, manchmal sogar fast goldgelb.

Heimat

Wickelbären sind in Mittel- und Südamerika von Südmexiko bis Südbrasilien zu Hause. Dort kommen sie von der Küste bis in Höhen von 2500 Meter vor.

Lebensraum

Wickelbären findet man nur in den tropischen Regenwäldern Mittel- und Südamerikas.

Rassen und Arten

In den verschiedenen Gebieten Mittel- und Südamerikas gibt es 14 verschiedene Unterarten des Wickelbären, die sich vor allem in Fellfarbe und Größe voneinander unterscheiden. Wickelbären sind nahe mit anderen Kleinbären wie etwa den Nasenbären oder den nordamerikanischen Waschbären verwandt.

Lebenserwartung

Wickelbären können bis zu 23 Jahre alt werden. Im Zoo sollen Tiere auch schon ein Alter von 30 oder sogar 39 Jahren erreicht haben.

Verhalten

Alltag

Wickelbären führen ein sehr verstecktes Leben, deshalb bekommt man sie nur selten zu Gesicht. Sie sind ausschließlich in der Nacht aktiv.

Den Tag verbringen Wickelbären schlafend in den Baumkronen oder Baumhöhlen. Dabei rollen sie sich ein und legen die Vorderpfoten über ihre Augen. Wenn es dämmerig wird, werden die Wickelbären wach.

Sie klettern und laufen geschickt über die Äste der Urwaldbäume und benutzen dabei ihren Schwanz zum Balancieren. Auf den Boden gehen sie fast nie. Wenn sie von Baum zu Baum klettern, sichern sie sich, indem sie den Schwanz um die Äste wickeln. Erst wenn sie wieder sicher auf einem Ast stehen, lassen sie mit dem Schwanz los.

Wickelbären leben in lockeren, kleinen Gruppen, in denen es keine feste Rangordnung gibt. Die Tiere betreiben auch nur selten gegenseitige Fellpflege.

Wenn sie einen Baum mit reifen Früchten finden, versammeln sich dort viele Tiere, die sich dann häufig um das Futter streiten. Beim Fressen nehmen Wickelbären alle möglichen Stellungen ein: Sie sitzen, liegen auf dem Rücken oder hängen sich mit den Hinterbeinen und dem Schwanz kopfüber an einen Ast.

Das Futter halten sie dabei mit den Vorderbeinen und dem Maul fest. Wickelbären besitzen Hautdrüsen, aus denen sie duftende Stoffe absondern, mit denen sie Äste markieren. Da sie aber keine richtigen Reviere markieren, dient dies vermutlich dazu, Wege zu kennzeichnen und einen Partner anzulocken.

In der Sprache der südamerikanischen Indios heißen die Wickelbären »Kinkajou«.

Freunde und Feinde

Höchstens Raubtiere wie der Jaguar können Wickelbären gefährlich werden.

Nachwuchs

Für die Fortpflanzung gibt es bei den Wickelbären keine bestimmte Jahreszeit: Die Weibchen können zu verschiedenen Zeiten im Jahr bereit sein, sich zu paaren. Dann sondern sie Duftstoffe aus Drüsen an der Kehle und an den Kiefern ab, die die Männchen anlocken. Vor der Paarung massieren die Männchen die Weibchen an den Körperseiten, und die Weibchen lassen ein Zirpen hören, das anzeigt, dass sie bereit zur Paarung sind. Danach gehen beide wieder getrennte Wege.

Nach 112 bis 118 Tagen bringen die Weibchen in einer Baumhöhle meist ein, selten auch zwei Junge zur Welt. Sie sind immerhin schon 30 Zentimeter groß und wiegen bis zu 200 Gramm. Ihr Fell ist silbergrau und hat dunkle Spitzen. Am Bauch ist es jedoch so kurz, dass die Jungen fast nackt aussehen. Am Anfang sind die Kleinen noch blind. Erst wenn sie sieben bis 19 Tage alt sind, öffnen sie die Augen.

Die ersten sieben Wochen werden sie nur von der Mutter gesäugt, dann beginnen sie, feste Nahrung zu fressen.

Wenn die kleinen Wickelbären zwei bis drei Monate alt sind, können sie mit dem Schwanz greifen. Mit etwa vier Monaten sind sie selbstständig; mit einem Jahr ist ihr Fell schließlich ausgefärbt.

Männchen werden mit etwa eineinhalb Jahren, Weibchen mit etwas mehr als zwei Jahren geschlechtsreif.

Sprache

Wenn Wickelbären erschrecken oder sich bedroht fühlen, lassen sie eine Art Bellen oder Kläffen hören, das ein bisschen an einen Hund erinnert.

Pflege

Ernährung

Wickelbären gehören zwar zu den Raubtieren, ernähren sich aber überwiegend von Pflanzen und Früchten: Sie fressen Feigen, Guaven, Avocados, Mangos sowie Hülsenfrüchte und Nüsse. Ab und zu futtern sie aber auch mal Insekten.

Ihre Zunge ist perfekt an diese Nahrung angepasst: Sie ist 12 Zentimeter lang, schmal und dehnbar. Mit ihr können die Tiere sehr gut das weiche Fruchtfleisch aufnehmen und Nektar oder Honig auflecken. Wickelbären fressen aber auch gerne Vogeleier und manchmal junge Vögel.

Haltung

Die südamerikanischen Indios halten Wickelbären manchmal als Haustiere, weil sie rasch zahm werden. Auch bei uns werden Wickelbären immer öfter in Wohnungen gehalten.

Doch die Tiere sind alles andere als perfekte Hausgenossen: Sie sind nur in der Nacht aktiv, sind sehr neugierig, brauchen sehr viel Platz und ein großes Gehege.

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Barbara Kiesewetter