Ein Braunbär sitzt in seinem Gehege auf einem Baumstamm. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Sven Hoppe)

Ursus arctos

Braunbär

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Barbara Kiesewetter

Braunbären sind zwar hübsch anzusehen, aber wenn man ihnen zu nahe kommt, kann das richtig gefährlich werden.

Steckbrief: Braunbär

Wie sehen Braunbären aus?

Jeder erkennt sie auf den ersten Blick: Braunbären sind die bekanntesten Vertreter aus der Familie der Bären.

Mit ihrem breiten Kopf, der langen Schnauze und den kleinen runden Ohren sehen sie aus wie richtige Kuschel-Teddys. Aber Vorsicht: Sie gehören zu den Raubtieren!

Je nachdem, wo sie leben, sind sie klein oder riesengroß: Sie können zwischen zwei und drei Metern lang sein und 150 bis 780 Kilogramm wiegen - fast so viel wie ein kleines Auto.

Die kleinsten Braunbären leben in den Alpen und sind gerade mal so groß wie ein Bernhardiner.

Braunbären in Skandinavien und Westrussland sind schon bedeutend größer.

Wahre Riesen unter den Braunbären findet man in Asien und Nordamerika: die Grizzlybären und die zum Teil über 700 Kilogramm schweren Kodiak-Bären sind die größten Landraubtiere der Erde.

Auch die Farbe ihres dicken Fells ist ziemlich verschieden: von rotblond über hell- und dunkelbraun bis braun-schwarz. Manche, wie die Grizzlys, sind eher grau - deshalb werden sie auch Graubären genannt.

Alle haben kurze, kräftige Beine mit großen Tatzen und langen Krallen, die sie - anders als Katzen - nicht einziehen können.

Braunbären haben nur einen winzigen Stummelschwanz. Er ist so klein, dass er in dem dichten Fell völlig versteckt und nicht zu sehen ist.

Wo leben Braunbären?

Braunbären waren früher vom Westen Nordafrikas bis Europa (außer auf Island und den Mittelmeerinseln), in Asien (bis Tibet) und in Nordamerika zu Hause. In vielen Regionen wie Nordafrika und in Westeuropa wurden sie ausgerottet.

In manchen Gebieten Europas gibt es aber auch heute noch ein paar Tiere.

In Österreich wurden inzwischen einige wenige Bären wieder angesiedelt. Die meisten Braunbären gibt es heute in Russland und Nordamerika. In Europa soll es - jeweils verteilt auf kleine Gebiete - in Spanien, Russland, der Türkei, Skandinavien und Italien noch etwa 10.000 Braunbären geben.

Braunbären wohnen am liebsten in großen, ausgedehnten Laub- und Nadelwäldern. Weit im Norden leben sie aber auch in der Tundra.

Welche Braunbär-Arten gibt es?

Vom Braunbär gibt es viele verschiedene Unterarten, die sich in Größe und Farbe stark voneinander unterscheiden: Europäische Braunbären leben in Mittel-, Süd-, Nord- und Osteuropa, der Isabell-Braunbär im Himalaya, der Syrische Braunbär in Syrien. Der Kamtschatka-Bär lebt an der russischen Pazifikküste und ist viel größer als seine europäischen Verwandten.

Die größten Braunbären findet man in Nordamerika: Es sind der Grizzlybär und der Kodiak-Bär.

Der Kodiak-Bär ist der Riese unter den Braunbären und gilt als das mächtigste Landraubtier der Erde: Die Männchen werden bis 800 Kilogramm schwer, manche sogar bis 1000 Kilogramm, die Weibchen bis zu 500 Kilogramm.

Der Kodiak-Bär kommt nur auf der Kodiak-Insel - nach der er benannt wurde - sowie einigen benachbarten Inseln vor der Südküste von Alaska vor. Die Lebensweise des Kodiak-Bären entspricht der der übrigen Braunbären.

Wie alt werden Braunbären?

Braunbären werden bis zu 35 Jahre alt.

Verhalten

Wie leben Braunbären?

Braunbären sind sowohl am Tag als auch in der Nacht aktiv.

Sie sind jedoch so scheu, dass sie in Gebieten, in denen sie oft gestört werden, fast nur in der Nacht umherwandern. Überhaupt hat man kaum eine Chance, in Europa einen Bären zu Gesicht zu bekommen.

Sie hören und riechen einen Menschen, lange bevor der auch nur ahnt, dass ein Braunbär da sein könnte. Bären gehen Menschen immer aus dem Weg.

Gefährlich werden sie nur, wenn sie bedroht oder verletzt werden - oder wenn eine Bärenmutter ihre Jungen verteidigt.

Meist laufen Braunbären auf allen vieren herum, wenn sie jedoch etwas wittern oder einem Angreifer drohen, richten sie sich auf den Hinterbeinen auf - und dann sehen sie wirklich riesengroß und bärenstark aus.

Bären sind ein bisschen anders als die übrigen Raubtiere: Es lässt sich nur ganz schwer erkennen, ob sie verärgert oder friedlich sind.

Das liegt daran, dass sie keine Mimik haben; ihr Gesichts-Ausdruck ist fast immer genau gleich, keine Bewegung ist erkennbar.

Auch, wenn sie meist behäbig und ruhig wirken: Auf kurzen Strecken können sie blitzschnell laufen. Grizzlys werden dabei fast so schnell wie ein Pferd.

Den Winter verbringen Bären in Fels- oder Erdhöhlen, die sie mit Moos und Zweigen auspolstern. Dort halten sie zwar keinen richtigen Winterschlaf, aber eine Winterruhe.

Sie schlafen die meiste Zeit und fressen nicht, sondern zehren von der dicken Speckschicht, die sie sich das Jahr über angefressen haben.

Wenn sie im Frühjahr wieder aus ihrer Höhle kommen, haben sie fast ein Drittel ihres Gewichts verloren. In diesem Winterquartier bringt die Bärin auch ihre Jungen zur Welt.

Freunde und Feinde des Braunbären

Außer dem Menschen haben Bären keine Feinde. Den jungen Bären können allerdings die erwachsenen Bären-Männchen gefährlich werden. Sobald Männchen auftauchen, flüchten die Jungen oft hoch hinauf auf Bäume, weil ihnen die schweren Männchen dorthin nicht folgen können.

Wie pflanzen sich Braunbären fort?

Die Bärenhochzeit findet im Sommer statt. Nach der Paarung gehen Männchen und Weibchen wieder getrennte Wege.

Etwa sieben bis acht Monate später bringt das Weibchen zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar zwei bis drei Junge zur Welt.

Neugeborene Bären sind im Vergleich zu ihrer Mutter winzig klein: Sie wiegen höchstens 500 Gramm, sind nackt und blind. Nach vier oder fünf Wochen öffnen sie die Augen. Zunächst werden sie von der Mutter gewärmt und bis zu vier Monate gesäugt.

Erst im Frühling, wenn sie ordentlich gewachsen sind, ein dickes Fell haben und es draußen wärmer wird, verlassen sie zum ersten Mal die Höhle und folgen ihrer Mutter Schritt für Schritt.

Bärinnen sind sehr wachsame Mütter und scheuen auch vor einem Kampf mit großen Bärenmännchen nicht zurück, wenn es darum geht, ihre Jungen zu verteidigen.

Den folgenden Winter verbringen die jungen Bären mit ihrer Mutter in der Überwinterungs-Höhle.

Insgesamt bleibt die Bärenfamilie etwa zwei bis zweieinhalb Jahre zusammen, bis die Jungen selbstständig werden und sich ein eigenes Revier suchen.

Wie jagen Braunbären?

Vor allem im Frühjahr, wenn sie noch nicht genug Kräuter, Beeren und kleine Tiere wie Frösche oder Insekten finden, machen Bären auch Jagd auf große Tiere.

Dann erlegen sie schon mal Hirsche, Elche oder Schafe. Allerdings kommt das nur selten vor.

Wie kommunizieren Braunbären?

Bären brummen. Sie können aber auch, wenn sie wütend sind und miteinander kämpfen, laut schreien oder schnauben.

Pflege

Was fressen Braunbären?

Obwohl Braunbären Raubtiere sind, fressen sie fast alles, was ihnen vor die Schnauze kommt:

Früchte, Beeren, junge Knospen und Wurzeln, Krebse, Fische, Frösche oder Ameisen, Vogeleier und Honig.

Auch vor Aas machen sie nicht halt.

Bären jagen nur selten große Tiere. Ihren dicken Winterspeck fressen sie sich vor allem mit süßen Beeren und anderen Früchten an.

In Nordamerika versammeln sich die Bären regelmäßig an den großen Flüssen, wenn die Lachse aus dem Meer die Flüsse hinauf zu ihren Laichplätzen wandern.

Dann leben sie wie im Schlaraffenland: Tagelang stehen sie im Wasser und fressen Lachse, bis sie rund und fett sind.

Alle Tiere aus unserem Tierlexikon:

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Barbara Kiesewetter