Eine Riesenvogelspinne (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Theraphosidae

Vogelspinne

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AUTOR/IN
Barbara Kiesewetter

Vogelspinnen verdanken ihren Namen der Malerin Maria Sibylla Merian. Auf einer ihrer Gemälde saß eine Spinne, die auf einem toten Vogel saß – eine "Vogelspinne".

Steckbrief: Vogelspinne

Wie sieht eine Vogelspinne aus?

Vogelspinnen sind – wie alle Spinnen – keine Insekten, sondern gehören zu einer ganz eigenen Tiergruppe. Sie bilden die Klasse der Spinnentiere.

Das lässt sich auf den ersten Blick erkennen: alle Spinnen haben nämlich acht Beine, Insekten dagegen nur sechs.

Vogelspinnen haben einen bis zu zehn Zentimeter langen Körper, der aus einem Vorderleib und einem dicken Hinterleib besteht.

Sie sind braun bis schwarz und dicht behaart.

Die größten Vogelspinnen sind die Weibchen der Gattung Theraphosa aus Venezuela (Südamerika): ihr Körper wird bis zu zwölf Zentimeter lang.

Die Spannweite der Beine dieser Spinnen kann mehr als 30 Zentimeter betragen und sie bringen bis zu 170 Gramm auf die Waage.

Die dicht behaarten Tiere sind rostrot bis braun gefärbt.

Die Männchen der Riesenvogelspinnen sind sehr viel zierlicher als die Weibchen und sie werden auch nicht so schwer.

Andere Arten werden aber nur einen bis eineinhalb Zentimeter groß.

Die meisten Vogelspinnen werden etwa fünf Zentimeter groß; dabei sind die Männchen fast immer kleiner als die Weibchen.

Da ihr fester Hautpanzer nicht wachsen kann, müssen sich Vogelspinnen wie alle Spinnen regelmäßig häuten.

Dabei werden auch Haare, Augen, Lungen und vieles mehr komplett erneuert.

Vogelspinnen können nicht besonders gut sehen und hören.

Ihre wichtigsten Sinnesorgane sind winzige Tasthaare an den Beinen.

Mit denen können sie alle Luftströmungen und Erschütterungen des Bodens wahrnehmen und somit auch ihre Beute entdecken.

Wo leben Vogelspinnen?

Vogelspinnen leben in allen tropischen Regionen der Erde, manche auch in subtropischen Gebieten. Sie sind sogar bis nach Europa vorgedrungen: Vogelspinnen leben auch in Portugal und Spanien und auf der Mittelmeerinsel Zypern.

Bei den Vogelspinnen gibt es Gruppen, die auf Sträuchern und auf Bäumen in den tropischen Regenwäldern leben und sich dort Gespinste bauen, die als Wohnhöhlen dienen.

Andere Arten leben auf dem Boden, wo sie sich in Höhlen und unter Sträuchern verstecken.

Manche Arten wie die Rotfuß-Vogelspinne findet man häufig in Bananen- und Ananasplantagen, wo sie sich in den Blatt-Trichtern der Pflanzen verstecken.

Welche Vogelspinnenarten gibt es?

Es gibt etwa 900 verschiedene Arten von Vogelspinnen.

Und immer noch werden jedes Jahr neue Arten in den tropischen Urwäldern entdeckt.

Zu den größten gehört die Riesenvogelspinne (Theraphosa) aus Venezuela und die Brasilianische Riesenvogelspinne (Lasiodora) aus Brasilien. Sie gilt als eine der aggressivsten Vogelspinnen.

Wie alt werden Vogelspinnen?

Wie alt Vogelspinnen in der Natur werden, ist nicht bekannt. Im Terrarium gehaltene Tiere können mehr als 20 Jahre alt werden, manche sogar 25 bis 30 Jahre. Allerdings leben nur die Weibchen so lange. Die Männchen werden höchstens vier Jahre alt, in ganz seltenen Fällen bis zu 13 Jahre.

Verhalten

Wie leben Vogelspinnen?

Die Vogelspinne wird in der Dämmerung und bei Nacht aktiv.

Anders als viele unserer einheimischen Spinnen baut sie keine Netze, sondern lauert ihrer Beute in einem Versteck auf. Sobald ein Beutetier vorbeikommt, packt sie es und tötet es mit einem Gift-Biss.

Alle Vogelspinnen sind giftig. Allerdings sind sie für den Menschen nicht gefährlich.

Zwar kann ein Biss unangenehm und schmerzhaft sein, doch für einen gesunden erwachsenen Menschen ist der Biss einer Vogelspinne nicht tödlich.

Wer allerdings allergisch auf Insektengifte wie zum Beispiel Bienengift reagiert, für den kann der Biss einer Vogelspinne lebensgefährlich sein.

Viel unangenehmer als der Biss ist ein anderes Verhalten der südamerikanischen Vogelspinnen:

Sie "beschießen" Feinde mit ihren Haaren.

Dabei drehen sie dem Angreifer ihr Hinterteil zu und bürsten mit den Hinterbeinen so genannte Brennhaare vom Hinterleib dem Feind entgegen.

Diese Haare brennen ganz fürchterlich auf der Haut, aber auch auf den Schleimhäuten, in den Augen sowie in Mund und Nase. Auf dem Hinterleib der Spinne bleibt eine kahle Stelle zurück. Erst nach der nächsten Häutung wachsen dort wieder neue Haare.

Freunde und Feinde der Vogelspinne

In der Natur werden Vogelspinnen von Vögeln und größeren Reptilien gejagt. Außerdem ist der Mensch für sie eine Bedrohung, weil er ihren natürlichen Lebensraum immer mehr zerstört.

Wie pflanzen sich Vogelspinnen fort?

Vogelspinnen-Männchen leben gefährlich: Verwechselt sie das größere Weibchen mit einem Beutetier, dann ist es um sie geschehen.

Deshalb ist es wichtig, dass sie dem Weibchen zeigen: Achtung, ich bin ein Vogelspinnen-Männchen und möchte mich mit dir paaren!

Dazu trommelt das Männchen vor der Höhle des Weibchens mit den Beinen auf dem Boden und zuckt mit dem Körper. Das Weibchen spürt diese Erschütterungen und kommt aus seinem Versteck. Beginnt es ebenfalls mit den Beinen auf dem Boden zu trommeln, ist das ein gutes Zeichen: Es ist bereit zur Paarung.

Das Männchen nähert sich vorsichtig dem Weibchen und tastet es mit den Vorderbeinen ab. Das soll das Weibchen dazu bringen, sich vorn aufzurichten, damit das Männchen an die Unterseite des Hinterkörpers des Weibchens gelangt. Das Männchen umklammert schließlich das Weibchen und besamt es.

Einige Zeit nach der Paarung baut das Weibchen einen Kokon und spinnt sich in seiner Höhle ein. In dieser Zeit frisst es nicht. Schließlich legt das Weibchen Eier ab, aus denen nach einer Zeit die jungen Vogelspinnen schlüpfen.

Wie jagt die Vogelspinne?

Vogelspinnen lauern ihrer Beute in Verstecken auf.

Mit ihren zangenartigen Mundwerkzeugen packen sie sie, töten sie mit einem Giftbiss und spritzen ein Verdauungssekret in die Beute.

Anschließend wird die verdaute, flüssige Beute aufgesaugt.

Pflege

Was fressen Vogelspinnen?

Vogelspinnen fressen vor allem Insekten, aber auch andere Spinnen und kleine Wirbeltiere wie Mäuse oder Eidechsen.

Wichtig ist, dass die Beute sich bewegt - sonst wird sie von der Spinne nicht erkannt.

Haltung der Vogelspinne

Manche Menschen halten Vogelspinnen als Heimtiere im Terrarium. Die idealen Haustiere sind sie aber wirklich nicht: Vogelspinnen sind nachtaktiv und bleiben am Tag in ihrem Versteck.

Vor der Häutung verkriechen sie sich ihren Höhlen oder Gespinsten und kommen oft erst nach Wochen wieder hervor.

Außerdem sind sie keine Tiere zum Anfassen: Für Vogelspinnen bedeutet das großen Stress.

Und man sollte nicht vergessen, dass ihr Biss giftig ist. Menschen mit einer Allergie gegen Insektengifte dürfen deshalb auf keinen Fall Vogelspinnen halten.

Ein Terrarium für Vogelspinnen muss eine Grundfläche von 30 mal 30 Zentimeter, bei großen Arten von 30 mal 40 Zentimeter haben.

Auf den Boden kommt eine Schicht aus Erde und Laub; außerdem wird das Terrarium bepflanzt. Da Vogelspinnen aus warmen Ländern kommen, brauchen sie ein warmes und feuchtes Klima: Das Terrarium muss beheizt werden, so dass die Temperatur bei 22 bis 25° Celsius liegt. Die Luftfeuchtigkeit muss 70 bis 80 Prozent betragen.

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