Tapir-Nachwuchs mit Futter im Mund (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Tapiridae

Tapir

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Barbara Kiesewetter

Sie sind so genannte lebende Fossilien: Die Vorfahren der Tapire streiften schon vor rund 50 Millionen Jahre durch die Urwälder. Sie sahen nicht viel anders aus als Tapire heute.

Steckbrief: Tapir

Wie sehen Tapire aus?

Von weitem sehen Tapire ein bisschen wie große Wildschweine aus. Allerdings sind sie viel näher mit Nashörnern und Pferden verwandt. Alle drei Tiergruppen gehören nämlich zu den Unpaarhufern.

Tapire sind kräftige Vierbeiner. Sie können, je nach Art, bis zu zwei Meter lang, bis zu 1,20 Meter hoch und 150 bis 375 Kilogramm schwer werden. Der kleinste Tapir ist der Bergtapir, der größte der Schabrackentapir, der in Asien lebt.

Alle Tapire haben einen kräftigen Körper und relativ kurze Beine.

Typisches Kennzeichen der Tiere sind die zu einem kleinen Rüssel verwachsene Oberlippe und Nase. Mit dem Rüssel können sie erstaunlich gut Blätter und Zweige greifen und abrupfen. Der Rüssel ist außerdem mit feinen Tastborsten besetzt.

Der Kopf der Tiere ist im Verhältnis zum Körper lang und schlank.

Ihre Haut ist dick und zäh, so dass sie im dichten Unterholz gut vor stacheligem Gestrüpp geschützt sind.

Bei den Tapiren werden die Weibchen meistens etwas größer als ihre männlichen Artgenossen.

Wo leben Tapire?

Vor vielen Millionen Jahren waren Tapire über ganz Amerika und Eurasien verbreitet. Das beweisen Fossilien, die Forscher gefunden haben. Heute gibt es Tapire nur noch in Mittel- und Südamerika sowie in Südostasien.

Tapire sind Waldbewohner.

Sie leben in den dichten Urwäldern von Mittel- und Südamerika sowie im Dschungel von Süd-Thailand, auf der Malaiischen Halbinsel und auf der indonesischen Insel Sumatra.

Tapire leben immer in der Nähe von Gewässern.

Welche Tapirarten gibt es?

Einst lebten auf der Welt viele Tapir-Arten. Heute gibt es nur noch fünf von ihnen: Der Mittelamerikanische Tapir ist der größte Tapir Amerikas und kommt vom äußersten Süden Mexikos bis in die Küstenregionen Kolumbiens und Ecuadors vor. Er wird bis zu 250 Kilogramm schwer. Sein kurzes Fell ist grau, nur die untere Hälfte des Gesichts und die Brust sind weiß gefärbt.

Der Bergtapir lebt in den Anden von Kolumbien, Peru und Ecuador. Weil er die hohen, kühlen Bergregionen bewohnt, hat er als einzige Tapir-Art ein dichtes, wolliges Fell, das ihn vor Kälte und Sonnenstrahlen schützt. Sein Körper ist dunkelgrau bis dunkelbraun, nur die Lippen und die Ohrspitzen sind weiß.

Der Flachlandtapir besiedelt das Amazonasbecken von Brasilien, Kolumbien und Venezuela. Er ist grau und hat einen Haarkamm, der sich von den Ohren bis zu den Schultern zieht.

Der einzige asiatische Verwandte der Tapire ist der Schabrackentapir. Er ist der größte Tapir, wird bis zu 375 Kilogramm schwer und besitzt ein besonderes Muster: Während Kopf, Vorderkörper und Hinterbeine schwarz sind, ist die Körpermitte weiß bis silbergrau gefärbt.

Daher stammt auch der Name Schabrackentapir: Schabracke kommt aus der türkischen Sprache und bedeutet Satteldecke. Mit seiner Zeichnung ist er im Urwald perfekt getarnt.

Erst im Jahr 2013 wurde der Kabomani-Tapir zum ersten Mal beschrieben! Er lebt in Südamerika und ist die kleinste heute noch vorkommende Tapir-Art. Sein Name leitet sich aus der Sprache der Paumari-Indianer ab.

Wie alt werden Tapire?

Tapire können in freier Wildbahn bis zu 30 Jahre alt werden, in Gefangenschaft bis zu 35 Jahre.

Verhalten

Wie leben Tapire?

Tapire sind nur in den frühen Morgenstunden und nach Sonnenuntergang aktiv. Nachts schlafen sie ein paar Stunden und am Tag ruhen sie sich dann ausgiebig aus.

Sie sind ungesellige Tiere, die meist alleine durch die Wälder ziehen. Männchen und Weibchen kommen zur Paarungszeit zusammen.

Außerhalb dieser Zeit bilden sich manchmal kleine Gruppen von zwei bis vier Tieren. Wie eng die Beziehung zwischen den Tieren ist, ist nicht bekannt. Meist gehen sie nach kurzer Zeit wieder getrennte Wege.

Der Tapir ist ein scheuer Zeitgenosse. Nähert sich Gefahr, bleibt er reglos im Dickicht des Urwalds stehen. Dort ist er auch gut getarnt. Wenn er aber Panik bekommt, rennt er blindlings durch den Wald. Dabei rennt er alles um, was sich ihm in den Weg stellt.

Tapire benutzen im Urwald immer die gleichen Wege, so dass sich mit der Zeit richtige Trampelpfade bilden. So kommen Tapire im dichten Unterholz sehr schnell vorwärts.

Alle Tapire sind gute Schwimmer und lieben es, in den Flüssen zu baden oder ein ordentliches Schlammbad zu nehmen.

Freunde und Feinde der Tapire

Pumas, Jaguare und Bären sind Feinde der Tapire. Krokodile und Anakondas machen vor allem auf junge Tapire Jagd. Der größte Feind der Tiere ist aber der Mensch: Tapire wurden vor allem früher wegen ihres Fleischs und ihrer Haut gejagt.

Außerdem wird durch die Abholzung der Regenwälder ihr Lebensraum immer kleiner. Deshalb sind heute alle vier Tapir-Arten bedroht.

Wie vermehren sich Tapire?

Tapire haben eine lange Tragzeit: Erst 390 bis 400 Tage nach der Paarung bringt ein Weibchen jeweils ein einziges Junges zur Welt.

Die Tapir-Babys der vier Arten sehen alle gleich aus: Ihr Fell ist dunkelbraun mit hellbraunen bis weißen Längsstreifen.

Diese Streifen sind manchmal zu Flecken aufgelöst oder sehen wie eine gestrichelte Linie aus.

Wenn die Jungen etwa vier bis sechs Monate alt sind, verlieren sie ihre Streifen und bekommen die Fellfarbe der erwachsenen Tiere.

Im Alter von zwei bis drei Jahren werden sie geschlechtsreif.

Wie kommunizieren Tapire?

Tapire verständigen sich untereinander mit Pfiffen. Sie unterscheiden sich in Lautstärke, Tonhöhe und Länge. Der Mittelamerikanische Tapir kann außerdem laut mit der Zunge schnalzen und Grunzlaute von sich geben.

Pflege

Was fressen Tapire?

Tapire sind Vegetarier. Sie rupfen mit ihrem Rüssel Blätter und Zweige von den Bäumen.

Außerdem fressen sie Früchte, Gras, Sumpf- und Wasserpflanzen.

Früchte können sie aber auch mit dem Maul direkt vom Boden aufnehmen.

Haltung von Tapiren

Vor allem Flachlandtapire werden oft in Zoos gehalten.

Sie sind unkomplizierte Pfleglinge, weil sie mit jeder Art von pflanzlichem Futter, also Obst, Gemüse, Blätter oder Gras, zufrieden sind.

Wenn sie jung in Gefangenschaft kommen, können sie sich gut an Menschen gewöhnen und werden sogar ziemlich zahm. Richtige Haustiere werden sie aber nicht.

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