Feenkrebs (Foto: picture-alliance / Reportdienste, blickwinkel)

Anostraca, Notostraca, Conchostraca

Urzeitkrebs

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AUTOR/IN
Barbara Kiesewetter

Weil sie schon seit Hunderten von Millionen Jahren auf der Erde leben und sich seither kaum verändert haben, werden Urzeitkrebse als "Lebende Fossilien" bezeichnet.

Steckbrief

Wie sehen Urzeitkrebse aus?

Der Grundbauplan der Urzeitkrebse entspricht dem der anderen Krebs-Arten: Sie haben einen Kopf, mehrere Körperabschnitte mit Beinpaaren und einige Körperabschnitte, die keine Beine besitzen.

Insgesamt gibt es drei Gruppen von Urzeitkrebsen: Feenkrebse (Anostraca) erinnern im Aussehen ein wenig an Wasserflöhe. Anders als die anderen beiden Gruppen der Urzeitkrebse besitzen sie keinen Schild oder Panzer, der den Körper bedeckt.

Sie werden 23 bis 28 Millimeter groß.

Am Kopf tragen sie so genannte Komplexaugen, die aus vielen einzelnen Augen bestehen und auf Stielen sitzen. Außerdem haben sie Fühler, die man auch Antennen nennt.

Die Männchen haben zusätzlich Anhänge an diesen Fühlern, mit denen sie bei der Paarung die Weibchen umklammern.

Rückenschaler (Notostraca) haben, wie der Name schon sagt, einen flachen Rückenpanzer, der den Kopf und die Abschnitte des Körpers bedeckt, die Beine tragen.

Ihre Augen liegen im Kopf und sitzen nicht auf Stielen.

Auch sie besitzen Antennen und werden bis zu elf Zentimeter groß.

Die dritte Gruppe der Urzeitkrebse, die Muschelschaler (Conchostraca).

Muschelschaler sind einen halben bis zwei Zentimeter große Krebse, die wie eine Muschel aussehen: Sie besitzen eine zweiteilige Schale, die den Körper vor Verletzungen schützt.

Wo leben Urzeitkrebse?

Urzeitkrebse kommen überall auf der Welt in Süßwasser-Tümpeln und in salzhaltigen Tümpeln vor. Manche Arten leben weltweit, andere sind auf bestimmte Regionen begrenzt.

Urzeitkrebse brauchen Wasser, um zu Überleben.

Dazu reichen ihnen aber kleine Tümpel aus.

Trocknen diese aus, können die Jahrzehnte lang haltbaren Dauer-Eier der Urzeitkrebse überleben und sich weiterentwickeln, wenn die Tümpel wieder mit Wasser gefüllt sind. Urzeitkrebse bevölkern vor allem Gewässer, in denen keine Fische leben.

Welche Urzeitkrebsarten gibt es?

Heute gibt es drei verschiedene Ordnungen der Urzeitkrebse: Die Feenkrebse (Anostraca), die Rückenschaler (Notostraca) und die Muschelschaler (Conchostraca).

Wie alt werden Urzeitkrebse?

Die Lebenserwartung der Urzeitkrebse ist kurz und je nach Art verschieden: Manche leben nur vier Wochen, andere wie z. B. amerikanische Triops-Arten werden im Durchschnitt bis zu drei Monate, europäische Triops-Arten bis zu 4 Monate alt. Der Rekord liegt bei einem Tier, das ein Alter von sechs Monaten erreicht hat.

Verhalten

Wie leben Urzeitkrebse?

Urzeitkrebse sind eine uralte Tiergruppe. Ihre Vorfahren entstanden vermutlich im Ozean. Die ältesten versteinerten Reste dieser Tiere sind, so schätzen Forscher, über 500 Millionen Jahre alt.

Dass man sie heute nur noch in Salz- und Süßwasser-Tümpeln findet hat einen ganz bestimmten Grund:

Als vor etwa 300 Millionen Jahren die ersten räuberischen Fische auftraten und auch Urzeitkrebse und vor allem deren Larven fraßen, wanderten sie in einen sichereren Lebensraum ab.

Feenkrebse haben eine Eigenart: Sie schwimmen immer mit dem Bauch nach oben.

An ihren Beinen tragen sie Borsten, mit denen sie die Nahrung aus dem Wasser filtern.

Feenkrebse leben seit etwa 100 Millionen Jahren auf der Erde.

Zu den Rückenschalern gehört die älteste noch lebende Tierart der Welt: Die Urzeitkrebs-Art "Triops" lebt seit 220 Millionen Jahren auf der Erde und hat sich seitdem nicht verändert.

Rückenschaler leben vor allem am Grund von Gewässern. Sie bewegen sich mit dem Bauch nach unten fort.

Nur wenn der Sauerstoff knapp wird, schwimmen sie auch mal an der Wasseroberfläche mit dem Bauch nach oben.

Die Muschelschaler liegen meist seitlich auf dem Grund der Gewässer oder graben sich sogar in den Schlick ein, so dass nur noch ihr hinteres Ende hervorragt.

Wenn sie doch einmal schwimmen, so tun sie dies mit dem Rücken nach oben.

Verwandte von ihnen, die heute ausgestorben sind, lebten schon vor 400 Millionen Jahren auf der Erde.

Freunde und Feinde der Urzeitkrebse

Viele Tiere, die im und am Wasser leben und sich räuberisch ernähren, machen Jagd auf Urzeitkrebse. Dazu gehören vor allem Fische, aber auch Vögel, Amphibien und manche Wasserinsekten.

Um die Sicherheit ihres Nachwuchses brauchen sich die Urzeitkrebse aber nicht zu sorgen: Ihre Dauer-Eier können den Aufenthalt im Magen und Darm der Feinde unbeschadet überstehen, werden wieder ausgeschieden und entwickeln sich, wenn sie in einem Tümpel oder eine Pfütze landen, wieder weiter.

Wie pflanzen sich Urzeitkrebse fort?

Die Weibchen der Feenkrebse besitzen am Bauch einen Brutsack. In ihm werden die reifen Eier mit Hilfe von speziellen Muskeln hin und her bewegt, damit sie ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Nach der Befruchtung entwickeln sich die Eier im Wasser. Sie können aber auch Zeiten überleben, in denen ein Tümpel austrocknet.

Steigt das Wasser dann wieder, entwickeln sie sich weiter und es schlüpfen Larven, die gerade mal einen Viertel Millimeter groß sind. Sie häuten sich mehrmals, bis sie schließlich zu einem erwachsenen Tier herangewachsen sind.

Alle Rückenschaler, die in unseren Gewässern leben, sind Weibchen. Sie pflanzen sich durch Jungfernzeugung (Parthenogenese) fort, d. h. ihre Eier müssen nicht befruchtet werden, um sich zu entwickeln. Die Eier reifen in Bruttaschen heran, die am 11. Beinpaar hängen.

In anderen Regionen wie Süd- oder Westeuropa und Nordafrika gibt es dagegen sowohl Männchen als auch Weibchen unter den Rückenschwimmern. Sie paaren sich, um sich fortzupflanzen.

Muschelschaler können sich auf viele Arten fortpflanzen: Ihre Eier können sich ohne Befruchtung entwickeln (Parthenogenese oder Jungfernzeugung), sie können sich selbst befruchten oder sie paaren sich ganz normal und die Eier werden von männlichen Tieren befruchtet.

Schon zwei bis drei Wochen nach dem Schlüpfen sind die Urzeitkrebse erwachsen und können sich fortpflanzen.

Pflege

Was fressen Urzeitkrebse?

Feenkrebse ernähren sich vor allem von Plankton, also von pflanzlichen und tierischen Mikroorganismen, die im Wasser leben. Rückenschaler sind Allesfresser. Sie ernähren sich von Plankton und Mückenlarven. Aber auch Würmer oder Kaulquappen fressen sie gerne. Und selbst vor den mit ihnen verwandten Feenkrebsen machen sie nicht Halt.

Sie durchwühlen mit der Vorderkante ihres Panzers den Schlamm. Die Nahrung wird in der Bauchrinne dann nach vorne zum Mund befördert.

Haltung von Urzeitkrebsen

Urzeitkrebse könnt ihr selber züchten. Dazu braucht ihr ein Aquarium, das frei von Reinigungsmittel-Resten ist; es muss also gründlich mit klarem Wasser ausgespült werden. Das Becken stellt ihr am besten an einen hellen, aber nicht sonnigen Platz und schaltet die Beleuchtung mit Hilfe einer Zeitschaltuhr so, dass sie 12 Stunden am Tag brennt.

Als Bodengrund füllt man entweder eine Schicht reinen Sand oder etwas Erde ein.

In Zoohandlungen kann man Päckchen mit Urzeitkrebs-Eiern kaufen. Man füllt sie in das Becken, gibt zwei bis drei Zentimeter hoch destilliertes Wasser dazu und füllt es dann mit Leitungswasser auf.

Das Wasser sollte etwa 22-24° C warm sein. Schließlich schlüpfen die kleinen Larven und entwickeln sich zu Urzeitkrebsen.

Pflegeplan

In den ersten drei bis vier Tagen brauchen die Urzeitkrebse kein Futter, weil in der Zucht-Mischung bereits genug Nährstoffe enthalten sind. Erst wenn sie ungefähr einen halben Zentimeter groß sind, gibt man Spezialfutter ins Wasser.

Wird das Wasser schmutzig, darf man es auf keinen Fall auf einmal wechseln. Dies wäre für die Tiere ein Schock, den sie kaum überleben. Ähnlich wie bei einem Aquarium mit Fischen saugt man mit Hilfe eines Schlauchs etwa ein Drittel des Wassers ab und füllt behutsam neues Wasser nach.

Andere Krebstiere

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