Ein europäischer Wanderfalke verspeist eine kurz zuvor gefangene Krähe (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Falco

Falke

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Barbara Kiesewetter

Falken sind perfekte Jäger: Mit ihrer speziellen Flugtechnik jagen sie in der Luft andere Vögel oder stürzen sich auf Beutetiere am Boden herab.

Steckbrief: Falke

Wie sehen Falken aus?

Falken gehören zu den Greifvögeln. Sie besitzen einen relativ kleinen Kopf, große Augen und den für Greifvögel typisch gekrümmten Hakenschnabel.

Ihr Körper ist schlank, ihre Flügel lang und spitz, der Schwanz dagegen relativ kurz.

Die Zehen an ihren Füßen sind lang und kräftig, so dass sie geschickt ihre Beute greifen können.

Bei den Falken sind die Weibchen meist deutlich größer als die Männchen. Diese werden auch "Terzel" genannt, das kommt vom lateinischen "tertium", was "Drittel" heißt.

Der Buntfalke ist zum Beispiel einer der kleinsten Falken. Er wird nur 20 bis 28 Zentimeter groß und wiegt gerade einmal 100 bis 200 Gramm. Seine Flügelspannweite beträgt 50 bis 60 Zentimeter. Die Buntfalken-Männchen haben einen rostroten Rücken und graublaue, am Ende schwarze Flügel. Der Bauch ist hell und gesprenkelt.

Die Kappe auf dem Kopf ist graublau. An der Kopfseite besitzt der Buntfalke drei schwarze Streifen. Die Weibchen haben rostrote Flügel und mehrere schwarze Bänder am Schwanz, während die Männchen nur ein schwarzes Band haben.

Der Würgfalke dagegen ist einer der größten Falken. Er gehört zu den Jagdfalken und ist ein kompakter, kräftiger Vogel. Männchen und Weibchen des Würgfalken sehen fast gleich aus und sind deshalb kaum voneinander zu unterscheiden.

Die Körperoberseite ist dunkelbraun gefärbt, der Schwanz ist auf der Oberseite hellbraun. Auch der Kopf sowie der Bauch sind heller gefärbt als der Körper. Die Körperoberseite ist stärker dunkel gefleckt und gebändert als die Körperunterseite.

Der Würgfalke wird zwischen 46 und 58 Zentimeter groß und hat eine Flügelspannweite von 104 bis 129 Zentimeter. Seine Flügel sind lang und spitz, aber breiter als z. B. beim Wanderfalken.

Die Würgfalken-Männchen wiegen nur 700 bis 900 Gramm, während die Weibchen 1000 bis 1300 Gramm auf die Waage bringen. Die Füße - auch Fänge genannt - sind bei erwachsenen Tieren gelb, bei jungen blau.

Würgfalken können mit jungen Wanderfalken verwechselt werden, haben aber einen helleren Kopf.

Einer der größten Falken, die bei uns heimisch sind, ist der Wanderfalke.

Das Männchen wiegt 580 bis 720 Gramm, das Weibchen bis zu 1090 Gramm.

Sein Rücken ist schiefergrau. Nacken und Kopf sind schwarzgrau gefärbt. Auf der hellen Kehle und der weißen Wange zeichnet sich ein dunkler Bartstreifen ab. Die Flügel sind extrem lang. Der Schwanz dagegen sehr kurz.

Wo leben Falken?

Die verschiedenen Falkenarten sind auf der ganzen Welt verbreitet. Buntfalken sind in ganz Nord- und Südamerika Zuhause. Es sollen sich aber einzelne Tiere sogar schon nach Europa verirrt haben.

Würgfalken kommen vor allem von Osteuropa bis Nordchina und Indien vor. Das ganze Jahr über sind sie in der Türkei zu finden. Zum Brüten ziehen sie auch in die Regionen nördlich des Schwarzen Meeres bis in die Ukraine. In Mitteleuropa findet man sie nur in den österreichischen Donauwäldern. Seit Ende der 90er Jahre wurden aber auch ein paar Brutpaare im Elbsandsteingebirge in Sachsen beobachtet.

Ein richtiger Weltenbummler ist dagegen der Wanderfalke: Er ist auf allen Kontinenten der Erde zu finden.

Falken besiedeln die unterschiedlichsten Lebensräume. Buntfalken können sich an viele verschiedene Lebensräume anpassen: Man finden sie in Parks ebenso wie auf Feldern, in Wäldern und von der Wüste bis ins Hochgebirge.

Würgfalken leben vor allem in Wald- und Trockensteppen sowie in Halbwüsten. Sie kommen bis in 1300 Metern Höhe vor. Würgfalken brauchen große Jagdreviere mit offenem Gelände.

Auch Wanderfalken lieben offenes Gelände wie Flusstäler und Steppen. Zum Brüten lassen sie sich aber auch auf Kirchtürmen in Städten nieder. Wichtig ist, dass der Lebensraum viele Vögel beherbergt, die dem Falken als Beute dienen.

Welche Falkenarten gibt es?

Weltweit gibt es etwa 60 verschiedene Falken-Arten. Zu den bekanntesten bei uns zählen der Wanderfalke, der Turmfalke, der Baumfalke, der Merlin, der Rötelfalke, der Rotfußfalke, der Lannerfalke, der Eleonorenfalke und der Gerfalke. Besonders geschickte Jäger sind der Wüstenfalke und der Berberfalke in Nordafrika. Im Südwesten der USA und in Mexiko lebt der Präriefalke.

Vom Würgfalken selbst gibt es sechs verschiedene Rassen. Vom Buntfalken gibt es etwa 20 Unterarten, die in Amerika von Alaska im Norden bis nach Feuerland im Süden Zuhause sind. Diese Unterarten können sehr unterschiedlich gefärbt sein.

Verhalten

Wie leben Falken?

Buntfalken sind sehr geschickte Jäger. Sie lauern zum Beispiel gerne an Straßen auf Beute, wo sie auf Bäumen oder Masten sitzen.

Würgfalken sind besonders aggressive Jäger und gewandte Flieger. Meist überwältigen sie ihre Beute durch einen blitzschnellen Überraschungsangriff.

Weil sie so geschickte Jäger sind, werden gezähmte Würgfalken noch heute in Asien oft für die so genannte Beizjagd oder die Falknerei abgerichtet. Sie können sogar Tiere bis zur Größe eines Hasens erlegen.

Von den Falknern wird der Würgfalke bei uns meist "Saker" genannt.

Die uralte Jagdtechnik der Falknerei wurde zuerst von den Nomadenvölkern in den Steppen Asiens ausgeübt und war schon 400 vor Christus in China und Japan verbreitet. Besonders geschätzt war sie am Hof von Dschingis Khan.

Mit den Hunnen kam die Falknerei nach Europa. Sie war bei uns früher dem Adel vorbehalten.

Die Falknerei wird auch Beizjagd genannt. Das Wort "Beiz" kommt von "beißen". Denn die Falken töten ihre Beute mit einem Biss in das Genick. Um einen Falken für die Jagd auszubilden, braucht man eine Menge Geduld, denn Greifvögel, zu denen ja auch der Würgfalke gehört, lassen sich nur schwer zähmen.

Da der Vogel bei der Jagd zunächst auf der Hand des Jägers sitzt, muss er als erstes daran gewöhnt werden, ruhig auf der Hand zu bleiben.

Dazu muss er täglich einige Stunden umher getragen werden. Außerdem müssen die Falken ihre Scheu vor den Hunden, die bei der Jagd dabei sind, verlieren.

Bei der Beizjagd wird das natürliche Verhalten der Vögel ausgenutzt: Falken können sehr gut in die Ferne sehen und nehmen schon von weitem Beutetiere wahr.

Damit der Vogel nicht unruhig wird, trägt er deshalb bei der Jagd, solange er auf der Hand des Falkners sitzt, eine so genannte Falkenhaube. Erst wenn er die Beute schlagen soll, wird die Haube abgenommen.

Das erste, was der Falke nun sieht, ist das Beutetier. Er fliegt von der Hand des Falkners los und erlegt die Beute. Die Vögel sind so abgerichtet, dass sie anschließend die Beute festhalten und bei ihr bleiben, bis Jäger und Hunde herankommen.

Um den Falken besser finden zu können, trägt er Glöckchen an den Füßen. Verfehlt der Falke seine Beute, kehrt er zum Falkner zurück.

Bei dieser Jagdtechnik profitieren Mensch und Vogel voneinander: Der Mensch kann Jagd auf Tiere machen, die sonst nur schwer zu erlegen wären, und der Falke bekommt vom Menschen Nahrung.

Für die Beizjagd werden meist weibliche Tiere verwendet, da sie etwas größer und stärker sind als die Männchen.

Mit Würgfalken und anderen Falken wird vor allem Jagd auf Fasane, Rebhühner, Tauben, Möwen, Enten, Gänse, Reiher, Elstern und Krähen gemacht.

Falkner zu sein ist ein richtiger Beruf, und wer mit Falken jagen will, muss eine spezielle Ausbildung machen: er braucht nicht nur einen Jagdschein, sondern zusätzlich noch einen Falknerjagdschein.

Übrigens: Jagdfalken werden heute z. B. auch auf Flughäfen eingesetzt, um Vögel zu vertreiben, die den startenden Flugzeugen gefährlich werden können, wenn sie in deren Triebwerke geraten.

Freunde und Feinde des Falkens

Weil sie sehr geschickte Flieger und sehr kräftig sind, haben Falken kaum Feinde. Höchstens die Eier oder die Jungtiere können Nesträubern wie etwa Raben zum Opfer fallen - aber meist werden sie von den Eltern gut bewacht.

Manchmal kommt es vor, dass Menschen, obwohl es streng verboten ist, junge Falken aus den Nestern stehlen, um sie zur Jagd abzurichten.

Wie vermehren sich Falken?

Buntfalken brüten meist in Baumhöhlen, Nistkästen oder in alten Gebäuden. Das Weibchen legt vier bis fünf Eier, die von beiden Eltern ausgebrütet werden.

Wanderfalken brüten meist in Felswänden, manchmal übernehmen sie aber auch die verlassenen Horste anderer Greifvögel. Ende März legt das Weibchen drei bis vier Eier, die 29 Tage bebrütet werden.

Würgfalken sind mit etwa zwei Jahren erwachsen und geschlechtsreif.

Nur selten bauen sie Nester aus dürren Zweigen auf Bäume und in Felsen, die sie mit weichem Pflanzenmaterial auspolstern. Viel lieber nutzen sie jedoch die verlassenen Nester anderer Vögel wie Saatkrähen und Graureiher oder brüten auf dem Boden. Manchmal legen sie die Eier aber auch in Felsnischen auf dem nackten Boden ab.

Zwischen April und Juni legt das Weibchen zwei bis sechs cremefarbene, rot gefleckte Eier und bebrütet sie etwa 30 Tage. Nach dem Schlüpfen bleiben die Jungen noch 45 bis 50 Tage im Nest.

In den ersten zwei Wochen nach dem Schlüpfen jagt das Männchen, während das größere und kräftigere Weibchen die Jungen füttert und beschützt. Sind die Kleinen etwas größer geworden und brauchen mehr Futter, gehen beide Elterntiere auf Jagd. Etwa 40 bis 45 Tage nach dem Schlüpfen werden die jungen Falken flügge.

Wie jagen Falken?

Sowohl Buntfalken als auch Würgfalken sind geschickt darin, sowohl in der Luft als auch auf dem Boden zu jagen. Sie erhaschen ihr Beute in Sturzflügen oder hetzen sie.

Ebenfalls ein perfekter Jäger ist der Wanderfalke. Er kreist hoch oben in der Luft. Hat er unter sich einen Vogel passender Größe entdeckt, stürzt er mit angelegten Flügeln auf seine Beute hinab. Dabei erreicht er Geschwindigkeiten von bis zu 280 Kilometer pro Stunde. Im Flug verletzt er das Opfer mit den Krallen so stark, dass es zu Boden stürzt. Dort tötet es der Wanderfalke mit einem Schnabelbiss.

Wie kommunizieren Falken?

Bei Gefahr lassen die Falken eine hohes Keckern hören, das wie "gig-gig-gig" klingt. Die Jungen zischen, wenn sie bedroht werden.

Pflege

Was fressen Falken?

Buntfalken ernähren sich von kleinen Vögeln und kleinen Nagetieren, machen aber auch gerne Jagd auf Insekten. So fressen sie angeblich besonders gerne Heuschrecken, weshalb sich auch "Heuschreckenfalke" genannt werden.

Lieblingsspeise und Hauptnahrung der Würgfalken sind Ziesel. Das sind etwa rattengroße Säugetiere, die zu den Hörnchen gehören. Sie machen etwa 80 Prozent ihrer Beute aus. Außerdem machen sie Jagd auf andere kleine Säugetiere bis zur Größe eines Hasens und auf Vögel bis zur Größe einer Ente sowie auf Eidechsen und Heuschrecken.

Haltung von Falken

Wer Falken halten will, muss sehr viel über diese Vögel wissen. Außerdem gibt es strenge Vorschriften zur Haltung von Greifvögeln. Vögel für die Zucht werden in Volieren gehalten. Wichtig ist, dass sie dort auch Schutz vor Zugluft, Sonne und Regen finden.

Falken, die für die Jagd gehalten werden, werden mit Lederriemchen an den Füßen an eine Sitzstange angebunden. Sie müssen aber regelmäßig, mindestens alle zwei Tage, die Möglichkeit haben, frei umher zu fliegen.

Gibt es diese Möglichkeit zum Freiflug nicht, müssen auch sie in einer Voliere untergebracht werden.

Tierschützer kritisieren diese Art der Falken-Haltung immer wieder und fordern, dass sie verboten wird.

Andere Greifvögel

Alle Tiere aus unserem Tierlexikon

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