Ein Luchs mit seinen markanten "Pinselohren"

Lynx lynx

Luchs

Stand
Autor/in
Barbara Kiesewetter

Der wissenschaftliche Name der Luchse "Lynx" kommt aus dem Griechischen und bedeutet Licht, leuchten, funkeln - das ist ein Hinweis auf die funkelnden Augen der Luchse.

Mahlzeit bei den Luchsen

Fressenszeit im Luchsgehege im Wildpark Pforzheim. Und auf einmal werden die Luchse zu richtigen Raubkatzen!

Steckbrief: Luchs

Wie sehen Luchse aus?

Luchse sind Raubtiere und gehören wie Löwen, Tiger und Hauskatzen zur Familie der Katzenartigen (Felidae).

Sie sind die größten Raubkatzen, die es in Europa gibt. Ein Luchs wird etwa 80 bis 110 Zentimeter lang, 55 bis 65 Zentimeter hoch und 20 bis 22 Kilogramm schwer.

Die Männchen sind etwas größer als die Weibchen, beide sehen aber gleich aus.

Ihr beige- bis rotbraunes, dunkel getupftes Fell ist so dicht, dass ihnen auch die schlimmste Winterkälte nichts anhaben kann.

Durch ihre Zeichnung sind sie im dichten Wald zwischen den Bäumen perfekt getarnt. Bauch und Kehle sind heller gefärbt.

Die Vorderbeine sind etwas kürzer als die Hinterbeine. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Luchs sehr gut sprinten und springen kann.

Ein Luchs lässt sich an den etwa vier Zentimeter langen "Pinseln" auf seinen Ohren und an dem kurzen Stummelschwanz mit schwarzer Spitze leicht erkennen.

Warum er einen so kurzen Schwanz hat, weiß man bisher nicht. Die Pinsel auf den Ohren dienen dem Luchs vermutlich als eine Art Antenne - mit ihrer Hilfe kann er feststellen, wo ein Geräusch herkommt.

Außerdem haben Luchse einen richtigen Backenbart, der wie eine kleine Mähne aussieht.

Für den Luchs ist diese Mähne so etwas wie ein Schalltrichter, mit dessen Hilfe er besser hört.

Im Vergleich zu anderen Katzen haben Luchse sehr lange Beine. Ihre Pfoten besitzen ein dichtes, breites Haarpolster. Beides hilft ihnen, auch im Winter im Schnee gut laufen zu können.

Die Haarpolster wirken wie Schneeschuhe und verhindern, dass der Luchs in den Schnee einsinkt.

Wo leben Luchse?

Früher gab es Luchse in ganz Europa und Asien: von den Pyrenäen bis nach Sibirien und zur Pazifikküste.

Bei uns wurden sie allerdings schon lange ausgerottet und leben heute nur noch in Nord- und Osteuropa, auf dem Balkan und in den Pyrenäen.

Inzwischen hat man in der Schweiz und in einigen Regionen Deutschlands vor einigen Jahren wieder Luchse angesiedelt.

Luchse lieben Wälder. Dort sind sie mit ihrem getupften Fell zwischen den Blättern und Ästen so gut getarnt, dass man sie so gut wie nie zu sehen bekommt. Nur ganz hoch im Norden wandert der Luchs durch die waldfreie Tundra.

Welche Luchsarten gibt es?

Es gibt vier Luchsarten, die manchmal noch in einige Unterarten untergliedert werden: Der Europäische Luchs oder Nordluchs (Lynx lynx) kommt in Europa und Asien vor, der Pardell-Luchs (Lynx pardinus) in Spanien und Portugal, der Kanada-Luchs (Lynx canadensis) in Kanada und Alaska. Der Rot-Luchs (Lynx rufus) lebt in den USA und in Mexiko.

Wie alt werden Luchse?

Luchse werden etwa fünf Jahre alt, in Gefangenschaft bis zu 15 Jahren oder noch älter.

Verhalten

Wie leben Luchse?

Man sagt nicht umsonst von jemandem, der besonders gut hören und sehen kann: Der hat Augen und Ohren wie ein Luchs. Luchse können im Dunkeln sechsmal so gut sehen wie ein Mensch. Ein Kaninchen entdecken sie auf 300 Meter Entfernung. Außerdem hören sie auch noch das leiseste Rascheln.

Deshalb bekommt man sie so gut wie nie zu Gesicht: Bevor wir einen Luchs entdecken, hat er uns längst gehört oder gesehen und ist lautlos verschwunden.

Luchse streifen als Einzelgänger durch die Wälder, meist sind sie in der Dämmerung und nachts aktiv. Sie leben in Revieren, die etwa 100 Quadratkilometer groß sind, manchmal auch bis zu 300 Quadratkilometer. Je weniger Nahrung es in einem Revier gibt, um so größer muss es sein.

Ihre Reviere markieren die Luchse mit Urin, und diese Duftmarken sagen anderen Luchsen: Hier wohne ich, und du hast hier nichts zu suchen.

Luchse benutzen - wie viele andere Tiere auch - in ihren Revieren immer wieder die gleichen Wege, so genannte Wechsel.

Zum Schlafen und Ausruhen am Tag ziehen sie sich in Nischen und Höhlen zurück. Jeder Luchs hat in seinem Revier mehrere Ruheplätze.

Freunde und Feinde des Luchses

Wo es sie noch gibt, können Wolf, Vielfraß und Braunbär dem Luchs gefährlich werden.

Sein größter Feind ist jedoch der Mensch:

Jahrhunderte lang wurde der Luchs gejagt und war bei uns - bevor er wieder angesiedelt wurde - ausgerottet.

Wie pflanzen sich Luchse fort?

Zwischen Februar und März ist bei den Luchsen Paarungszeit. Dann ziehen die Männchen auf der Suche nach einer Partnerin weit umher. Es ist auch die einzige Zeit im Jahr, in der man die Stimme der Luchse hören kann: Mit einem lauten Miauen oder Heulen rufen die Männchen nach einem Weibchen.

Etwa 70 Tage nach der Paarung, zwischen Ende Mai bis Anfang Juni, kommen in einem gut geschützten Versteck meist zwei oder drei, manchmal auch vier Junge zur Welt. Ein neugeborener Luchs wiegt nur 250 bis 300 Gramm und ist noch blind. Erst nach zwölf Tagen öffnen sich die Augen. Anfangs werden sie nur von der Mutter gesäugt, aber schon mit sieben Wochen probieren sie auch feste Nahrung.

Mit sechs oder sieben Monaten unternehmen sie die ersten Jagdversuche und nach dem ersten Winter bringen sie schon sieben bis zehn Kilogramm auf die Waage. Wird die Höhle der Jungen entdeckt, packt sie die Mutter am Nacken und bringt sie in ein neues Versteck.

Meist bleiben die Jungen ein Jahr bei der Mutter. Bekommt diese wieder Nachwuchs, müssen die jungen Luchse das Revier der Mutter verlassen und selbstständig werden.

Wie jagen Luchse?

Luchse jagen meist in der Dämmerung. Lautlos schleichen sie sich an ihre Beute an, überraschen sie mit einem Sprung, packen sie mit den Vorderpfoten und töten sie mit einem einzigen Biss in die Kehle oder das Genick.

Die Beute wird in ein Versteck im Unterholz geschleppt, damit sie vor anderen hungrigen Tieren sicher ist. Oft decken Luchse den Rest ihrer Beute mit Laub oder Schnee ab und kommen am nächsten Tag zurück, um weiter zu fressen.

Luchse jagen ihrer Beute nie nach. Wenn sie sie nicht beim ersten Sprung erwischen, lassen sie sie entkommen und suchen sich ein neues Opfer.

Wie kommunizieren Luchse?

Luchse miauen ähnlich wie unsere Hauskatzen. Zur Paarungszeit kann man von den Männchen schon mal ein Knurren und Heulen hören.

Pflege

Was fressen Luchse?

Luchse haben viele Beutetiere:

Von Fröschen über Mäuse und Hasen bis zum Reh und Hirsch fressen sie alles. Meist ernähren sie sich jedoch von Rehen und Gämsen.

Ein Luchs braucht pro Woche ein Reh, das sind etwa zehn Kilogramm Fleisch.

Mehr Raubkatzen

Alle Tiere aus unserem Tierlexikon:

Stand
Autor/in
Barbara Kiesewetter