Canis lupus

Wolf

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Autor/in
Barbara Kiesewetter

Wölfe sind die wilden Vorfahren unserer Haushunde. Je nachdem, wo sie leben, unterscheiden sie sich in der Größe und in der Fellfarbe.

Steckbrief: Wölfe

Wie sehen Wölfe aus?

Wölfe sehen den Schäferhunden ähnlich, sind aber kräftiger, haben längere Beine und einen kürzeren Hals.

Wölfe sind von der Nasenspitze bis zum Po 110 bis 140 Zentimeter lang, der buschige Schwanz misst 30 bis 40 Zentimeter. Sie werden 65 bis 80 Zentimeter hoch und wiegen zwischen 25 und 50 Kilogramm.

Das Fell der europäischen Wölfe ist dunkelgrau bis dunkelbraun und mit einigen gelblich-blonden Haaren durchsetzt.

Das Fell der nordamerikanischen Wölfe kann aber auch schwarz sein, und hoch oben im eiskalten Norden gibt es sogar weiße Tiere.

In Vorderasien leben Wölfe mit hellbraunem bis blondem Fell. Wölfe, die weit im Norden leben, sind meist größer, haben ein längeres Fell und kleinere Ohren als die Wölfe im Süden.

Das hilft ihnen, weniger Energie über die Körperoberfläche zu verlieren und schön warm zu bleiben.

Wo leben Wölfe?

Wölfe gab es früher auf der ganzen nördlichen Erdhalbkugel: in Europa, in Asien bis nach Indien und Südchina, in ganz Nordamerika außer im Südosten und sogar in Grönland und auf vielen anderen arktischen Inseln.

In Europa wurden Wölfe in vielen Gebieten ausgerottet. Kleine Rudel leben heute noch in Spanien, in Italien und Zentralfrankreich. Vergleichsweise viele Wölfe gibt es noch in Südosteuropa und in Ost- und Nordosteuropa. Inzwischen wandern Wölfe aus Osteuropa auch wieder nach Deutschland ein.

Solange sie genug Beute und ruhige Verstecke finden, um ihre Jungen aufzuziehen, können sich Wölfe sehr gut an die unterschiedlichsten Lebensräume anpassen.

Deshalb leben sie in Wüsten und in der Tundra genauso wie in Wäldern - und an der Küste ebenso wie im Gebirge.

Welche Wolfsarten gibt es?

Vom Wolf gibt es etwa zwölf verschiedene Unter-Arten, die in den verschiedenen Regionen der Erde vorkommen. Sie leben alle in Rudeln, unterscheiden sich jedoch oft in der Größe.

In Nordamerika lebt beispielsweise der Timberwolf. Diese Unterart ist etwa 10 Zentimeter höher und länger und bis zu 10 Kilogramm schwerer als die europäischen Wölfe. Die Tiere haben oft auch ein dunkleres Fell.

Eine weitere Unterart sind die Polarwölfe. Sie leben hoch im Norden in Kanada, Grönland, Finnland und Sibirien. Diese Wölfe sind perfekt an das Leben in der Kälte angepasst: Sie sind etwas kleiner als normale Wölfe, haben kleinere und rundlichere Ohren und eine kürzere Schnauze. So verlieren sie weniger Wärme über die Körperoberfläche.

Außerdem haben sie ein sehr viel dichteres und längeres Fell: Auf einer Fläche von einem Quadratzentimeter wachsen 6500 Haare. Zum Vergleich: Bei uns Menschen sind es gerade einmal 200.

Dank dieses dichten Pelzes können Polarwölfe Temperaturen von bis zu minus 50 Grad Celsius aushalten. Außerdem ist das Fell der Polarwölfe weiß – so sind sie im Schnee sehr gut getarnt.

Dem Wolf sehr ähnlich ist der Goldschakal, der von Nordafrika über Kleinasien bis Südostasien lebt. Er ist aber viel kleiner als der Wolf.

Wie alt werden Wölfe?

Wölfe können etwa zehn bis zwölf Jahre alt werden. In der freien Wildbahn leben aber nur wenige Tiere so lange.

Verhalten

Wie leben Wölfe?

Wölfe sind Rudeltiere. Sie leben in großen Familien zusammen und wissen, dass sie nur gemeinsam stark genug sind, um große Beutetiere erlegen zu können. Wölfe, die aus einem Rudel ausgestoßen sind und alleine oder nur zu zweit leben, haben es sehr schwer. Sie können nur kleine Tiere wie Mäuse oder Kaninchen jagen und leiden oft Hunger.

Zu einem Wolfsrudel gehören zehn bis zwölf Tiere, manchmal sogar bis zu zwanzig.

Meist lebt ein Wolfselternpaar gemeinsam mit den älteren, ein- bis zweijährigen Jungen und den ganz jungen Welpen zusammen. Manchmal gesellen ich aber auch Tanten, Onkel und Vettern zu dem Rudel.

Wölfe sind meist dämmerungs- und nachtaktiv; in Regionen, in denen sie ungestört sind, sind sie aber auch am Tag unterwegs. Sie leben in einem zwei bis fünf Quadratkilometer großen Territorium, das sie ständig durchstreifen, um die Grenzen mit Duftmarken zu markieren und fremde Rudel fernzuhalten.

Außerdem heulen Wölfe in der Nacht und verkünden damit anderen Rudeln: Das ist unser Revier! In einer Nacht können Wölfe bis zu 50 Kilometer weit durch ihr Revier streifen. Dabei halten sie nach Nahrung Ausschau. Gemeinsam schaffen sie es sogar, riesige Elche zu erlegen, von dem das ganze Rudel für viele Tage satt wird.

Jeder Wolf hat im Rudel seinen Platz. An diese strenge Rangordnung muss sich jedes Tier halten.

Meist ist schon auf den ersten Blick zu erkennen, wer der Boss ist: ein Tier, das im Rang ganz oben steht, trägt den Kopf hoch erhoben und den Schwanz aufgerichtet. Dieses Tier ist der Leitwolf. Er sorgt für Nachwuchs und führt bei der Jagd das Rudel an.

Wer eine mittlere Stellung im Rudel hat, trägt zwar den Kopf auch hoch erhoben, der Schwanz bleibt aber waagerecht. Die Tiere am Ende der Rangordnung erkennt man am gesenkten Kopf und am eingezogenen Schwanz.

Meist steht ein Paar an der Spitze des Rudels: der Leitwolf sorgt für Ruhe und Ordnung bei den Männchen, die Leitwölfin bei den Weibchen.

Freunde und Feinde der Wölfe

Wölfe haben kaum Feinde, höchstens Bär oder Luchs könnten ihnen gefährlich werden.

Wie vermehren sich Wölfe?

Die Paarung findet im Winter zwischen Dezember und März statt. Etwa neun Wochen später bringt die Wolfsmutter in einer Höhle drei bis sechs Welpen zur Welt.

Sie sind noch blind, öffnen erst nach zehn Tagen die Augen und werden zwei bis drei Monate lang von der Mutter gesäugt. Erst nach drei Wochen wagen sie den ersten Ausflug aus der Höhle - immer gut bewacht von der Wölfin.

In den ersten Lebenswochen der kleinen Wölfe versorgt der Wolfsvater die Wolfsmutter und die Jungen mit Nahrung. Er geht zur Jagd und legt seine Beute im Eingang der Höhle ab.

Auch die Jungen bedienen sich, denn sie haben schon jetzt kleine, spitze Zähne. Meist verdauen die Eltern die Nahrung aber im Magen vor und würgen den Brei für die Welpen wieder aus.

Damit sie das tun, stupsen die Welpen ihre Eltern mit der Schnauze in den Mundwinkel. Dies löst den Reiz aus, die vorverdaute Nahrung auszuwürgen.

Sobald die Jungen etwas größer sind, werden sie von allen älteren Mitgliedern des Rudels erzogen:

Geschwister, Onkel und Tanten sind die Babysitter, solange die Wolfseltern auf Jagd gehen.

Wie jagen Wölfe?

Nur die gemeinsame Jagd im Rudel macht es den Wölfen möglich, auch richtig große Beutetiere zu erlegen. Die Jagd beginnt mit einer wichtigen Zeremonie: Das ganze Rudel heult. So versichern sie sich gegenseitig: "Wir gehören zusammen und gemeinsam sind wir stark." Der Leitwolf bestimmt, wann die Jagd beginnt.

Manchmal muss das Rudel tagelang einer Herde folgen, bis die Jagd erfolgreich ist. Dazu beobachten sie die Tiere und warten auf eine günstige Gelegenheit.

Oft jagen zwei Wölfe das Beutetier, während sich die anderen verstecken und dem erschöpften Reh oder Hirsch auflauern, um es zu überwältigen.

Ist die Beute erlegt, fressen alle gemeinsam. Auch für die rangniederen Tiere fällt genug Nahrung ab.

Da Wölfe meist schwache oder kranke Tiere jagen, sind sie für das Ökosystem besonders wichtig. Sie sorgen dafür, dass nur gesunde Tiere überleben und sich fortpflanzen.

Wie kommunizieren Wölfe?

Genau wie unsere Haus-Hunde können Wölfe knurren, jaulen und bellen. Berühmt sind sie jedoch für ihr Heulen, das vor allem im Winter und Frühjahr in der Nacht zu hören ist.

Pflege

Was fressen Wölfe?

Je nachdem, wo Wölfe leben und was sie dort zu fressen finden, jagen sie große und kleine Tiere.

In großen Rudeln jagen sie Elche, verschiedene Hirscharten, Wildschweine oder Steinböcke. Wölfe ernähren sich aber auch von kleineren Säugetieren, wie Hasen, Mäuse oder Lemminge.

Leben sie in der Nähe von Menschen, kann es vorkommen, dass ein Wolf ein Schaf oder ein junges Rind reißt. Manchmal fressen sie auch Aas.

Die zahmen Verwandten:

Alle Tiere aus unserem Tierlexikon

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Barbara Kiesewetter