Verfolgung der Juden

Geschichte des Antisemitismus

Stand
AUTOR/IN
Aurelia Amann, Fachberatung: Prof. Dr. Sascha Feuchert

Die schlimmste Verfolgung der Juden fand in Deutschland während des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 statt. Wie konnte es zur Katastrophe des Holocaust kommen? Wieso haben nur so wenige ihren jüdischen Mitbürgern geholfen?

Die Geschichte des Antisemitismus zeigt uns, was Vorurteile und Gleichgültigkeit anrichten können.

Frauen im KZ Auschwitz (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Frauen im KZ Auschwitz.

Anpassung

Oft verlangten Christen, dass die unter ihnen lebenden jüdischen MitbürgerInnen den christlichen Glauben annehmen sollten. Wer bei seinem jüdischen Glauben blieb, hatte nicht dieselben Rechte wie die nichtjüdischen BürgerInnen.

Ausgrenzung

In Europa wurde den Juden im Mittelalter verboten, bestimmte Handwerksberufe auszuüben. Da Christen aus religiösen Gründen kein Geld gegen Zinsen verleihen durften, überließen sie den Juden dieses "unehrenhafte" Geschäft. Ein Jude, der als Geldverleiher zu Wohlstand kam, wurde genau deshalb noch mehr gehasst. Wer einen jüdischen Geldverleiher betrog oder beraubte, kam sehr oft ohne Strafe davon.

Vom 16. Jahrhundert an zwangen die Räte vieler Städte Juden in abgeschlossenen Stadtvierteln, Ghettos, zu leben. Oft hatte das Ghetto Tore, die nachts geschlossen wurden. An hohen christlichen Feiertagen durften Juden in vielen Städten das Ghetto nicht verlassen.

Juden hatten die Pflicht, sich als Juden zu kennzeichnen, zum Beispiel durch ein gelbes Stück Stoff an der Kleidung oder durch das Tragen eines hohen, spitzen Hutes.

Zu einer Katastrophe für die Juden konnte es werden, wenn eine ansteckende Krankheit in der Gegend wütete oder wenn ein Kind verschwand. Viele Menschen gaben den Juden die Schuld und folterten und ermordeten sie. Pogrom nennt man so einen Überfall. Den Mördern passierte selten etwas, denn Juden hatten nur geringe Chancen, einen Prozess vor Gericht zu gewinnen.

Erst am Ende des 18. Jahrhunderts, also vor ungefähr 200 Jahren, begannen die europäischen Staaten, jüdischen Mitbürgern die gleichen Rechte zu geben wie den christlichen Einwohnern eines Landes.

Mit einem Hakenkreuz beschmierter Grabstein auf einem jüdischen Friedhof in Bamberg 1965. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Mit Hakenkreuz beschmierter Grabstein auf einem jüdischen Friedhof in Bamberg 1965.

Der Antisemitismus endete damit nicht. Viele hielten immer noch an ihren Vorurteilen fest und behaupteten, Juden seien schlecht, weil sie Jesus ermordet hätten. Sie würden die Brunnen vergiften oder Kinder entführen.

"Wissenschaftlicher Antisemitismus"

Im 19. Jahrhundert, als immer weniger Menschen die alten Schauergeschichten glaubten, erfanden Antisemiten die "Wissenschaft" von den Menschenrassen. Sie behaupteten, es gebe Menschenrassen mit besonders guten Eigenschaften - mutig, schön und klug - die Herrenrassen, zu denen sie selbst natürlich gehörten. Andere Rassen seien "minderwertig", gemein, hinterhältig, verschlagen - die "jüdische Rasse" zum Beispiel.

Es gab immer noch viele Menschen, die etwas gegen Juden hatten. Diese Menschen waren bereit, den Unsinn der "Rassentheorie" zu glauben.

Die Rassenpolitik der deutschen Nationalsozialisten

Aus der "Rassentheorie" und aus allen Vorurteilen, die es gegen die jüdischen Mitbürger gab, entwickelten die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler ihre "Rassenpolitik", die sich hauptsächlich gegen Juden, aber auch gegen Sinti und Roma, geistig Behinderte und Homosexuelle richtete.

Ein Mann mit Judenstern am Ärmel im Warschauer Ghetto. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Im Warschauer Ghetto.

1933 wurde Adolf Hitler zum deutschen Reichskanzler ernannt, weil seine Partei, die NSDAP, stärkste Fraktion nach der Wahl im November 1932 geworden war. Innerhalb weniger Jahre schränkte seine Regierung die Rechte der deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens immer mehr ein: Sie durften nicht mehr alle Berufe ausüben, nicht mehr studieren, Kinder durften nicht mehr mit nichtjüdischen Kindern zur Schule gehen.

Die nichtjüdische Bevölkerung wurde aufgerufen, nicht in Geschäften zu kaufen, die Juden gehörten. Am 10. November 1938 wurden in der "Pogromnacht" überall in Deutschland Synagogen in Brand gesteckt und jüdische Geschäfte zerstört.

Juden mussten einen gelben Davidstern aus Stoff an der Kleidung tragen und durften nach einigen Jahren nicht mehr überall wohnen.

Viele Juden flohen ins Ausland, aber es gab auch viele, die nicht weg wollten. Sie hofften, das Schlimmste sei bald überstanden. Das Schlimmste aber kam erst noch:

Das Lagertor von Auschwitz mit der Aufschrift "Arbeit macht frei". (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Das Lagertor von Auschwitz.

Der Holocaust

Hitler überfiel ab 1939 mit seinen Armeen, der Wehrmacht, die Nachbarländer. Der Zweite Weltkrieg begann. Die Gesetze gegen die Juden traten auch in den besetzten Ländern in Kraft. 1942 begann die so genannte "Endlösung der Judenfrage" - alle Juden sollten sterben.

Überall in Deutschland und im besetzten Europa sammelte man die Juden und brachte sie in "Konzentrationslager" (KZ), man sagte ihnen, dort sollten sie arbeiten. Schon auf der Zugfahrt in den überfüllten Güterwaggons starben viele Menschen.

Bei der Ankunft im Lager entschieden Aufseher, wer sofort ermordet werden sollte. Wer kräftig genug schien, wurde zu schwerer Arbeit eingesetzt. Eines der schlimmsten nationalsozialistischen Konzentrationslager war Auschwitz. Allein in Auschwitz wurden mehr als eine Million Menschen ermordet.

Als der Krieg 1945 endlich mit der Niederlage des Deutschen Reiches endete, waren ungefähr sechs Millionen Jüdinnen und Juden ermordet worden.


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